Montag, November 03, 2008

Elf Zehntel aller Deutschen sind mit ihrer Kanzlerin zufrieden




Bis dahin nämlich, bis zur optischen Neupositionierung, litt sie sichtlich, und der senkrechte Sturz ihrer Mundwinkel, der sparsame Glanz ihrer Augen adelten sie, denn die Welt ist weder gut noch schön. Wie schrecklich jene Masken, deren manisches Grinsen und Immerbestgelauntheit den Schrecken spiegelnd potenzieren! Wie anders Merkel die Frühe! Man hätte kaum sagen können, dass sie überhaupt aussah; aus ihr lugte wie aus einem Medium die conditio humana – wenn nicht als blitzblankes Verhängnis, so doch als Bedröppeltheit, ja Sterbensmüdigkeit unter dem Druck der Existenz nicht nur in der Sowjetzone, sondern allüberall auf Erden. Ein Antlitz wie ein Leidenstuch.

Thomas Gsella über Angela Merkel im NZZ Folio.

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